meine persönliche Malgeschichte

Noch bevor ich in die Volksschule kam, besaß ich "Künstlerfarben". Es war eine schöne stabile Holzschachtel mit 72 Stück "Jaxon Pastel-Ölkreide für Künstler". Ich war sehr stolz darauf und habe sie wohl auch eifrig benutzt, denn ich erinnere mich daran, dass ich eines Tages Engel malte und für ihr Gewand die dunkelviolette Ölkreide benutzte, weil die noch unverbraucht war, während so mancher andere Stift schon sehr geschrumpft war.
Dies ist die einzige Erinnerung an meine Bilder dieser frühen Zeit, und der Grund dafür dürfte die Missbilligung meiner Eltern sein, die eine Fixierung in meinem Gedächtnis bewirkte. Sie hatten nämlich überhaupt kein Verständnis dafür, dass ich diese Farbe nahm, nur damit die auch mal drankam. Ich weiß nicht mehr genau, was es war - fürchtete ich, dass die Farbe traurig sein könnte, weil ich sie nie benutzte, oder dass mir die anderen Farben ausgehen könnten? 
Aber vielleicht irre ich mich auch, und die Ablehnung meiner Eltern lag gar nicht an der Farbe, sondern an der Tatsache, dass ich Engel malte? Ich habe keine Ahnung, was ich sonst gemalt hatte, und keines meiner frühen "Werke" von vor 1975 ist erhalten geblieben. Meine Eltern hielten nichts von sentimentalem Erinnern und dem Aufheben von Kinderbildern oder anderen Erinnerungsstücken.

Meine "Bilder" wurden in der Werkstatt meiner Eltern mit Stecknadeln an der Wand befestigt. Kunden kamen nicht nur in den Probierraum, sondern auch in die Werkstatt selbst, und dort bewunderten sie dann die Bilder, die im Lauf der Zeit gegen immer perfektere ausgetauscht wurden, und ich fabrizierte diese gerne dafür.

In jener Zeit gab es eine Fernsehsendung, in der Bilder von Kindern prämiert wurden. Ich hätte da auch gerne mitgemacht, es gab zwar nur bescheidene Preise für die besten Bilder, doch das eigene Bild im Fernsehen zu sehen und dafür bewundert zu werden, das wäre doch was gewesen! Doch mein Vater verbot es. Seine Begründung: meine Bilder wären so gut, dass niemand glauben würde, dass sie von einem Kind gemalt wären. Man würde mich bzw. ihn des Schwindels verdächtigen und meine Bilder mit Schimpf und Schande ausscheiden. Ich war traurig und enttäuscht, doch das war nichts besonderes in einer Kindheit, in der dauernd etwas verboten wurde.

Die Kunden meiner Eltern waren eine aussterbende Spezies, und so wurden meine Eltern Heimarbeiter für ein Bekleidungshaus, das auch Maßanzüge anbot. Eines Tages nahm mein Vater alle Bilder von der Wand und gab sie mir "zurück". Zum Wegwerfen fand er sie zu schade, aber haben wollte er sie auch nicht mehr. Ich war schwer getroffen, wagte es aber nicht, meine Gefühle zu zeigen, ja, sie auch nur bewusst wahrzunehmen. Die Bilder kamen in eine Mappe, und dort sind die meisten heute noch.

In der Schule war ich auch nicht mehr das Zeichen-Wunderkind zwischen den Strichmännchen produzierenden Mitschülern. In der Oberstufe eines musischen Gymnasiums waren andere mindestens ebenso begabt und geübt, und der Professor war ein Künstler mit einem Geschmack, der meinem bzw. dem meiner Eltern nicht gerade entsprach. Mein Vater hatte bei mir die Fähigkeit, Vorlagen möglichst gut zu kopieren, gefördert. Meine Fähigkeit aus dem Gedächtnis fiktive menschliche Gestalten, Gebäude und Landschaft aufs Papier zu bringen hatte sich jedoch seit der Volksschulzeit kaum weiterentwickelt, und gar nicht gelernt hatte ich das Malen nach der Natur und selbständige Bildgestaltung mit korrekter Perspektive und Schattenwurf. Außerdem war ich schon damals recht langsam, musste zu Hause fertig machen, was andere in der Schulstunde schafften. Hinderlich war auch die Direktive meines Vaters, wonach ich ein Bild immer links oben zu beginnen und nach rechts unten zu zeichnen hatte. In seiner Logik, auf die er so stolz war, war dies die einzige Möglichkeit bereits zu Papier Gebrachtes nicht zu verwischen. So wie ich arbeitete - mit Papier flach auf dem Tisch, der Hand vollflächig darauf abgestützt und mit keineswegs wischfesten Stiften - war es denn auch so. Leider hat mir auch kein Lehrer gezeigt, wie es anders geht. Wenn ich dann rechts unten angelangt war, passte vieles meist nicht zusammen. So waren meine Noten auch hin und wieder nicht gut.

Nun war Malen für meine Eltern auf einmal Zeitverschwendung. Nach dem Willen meines Vaters sollte ich mich auf das Lernen des gerade gelehrten Schulstoffs konzentrieren, am besten rund um die Uhr ohne Abwechslung über meinen Büchern hocken. Ich hatte jedoch das Malen als eine für mich befriedigende Tätigkeit entdeckt, auch ohne seine Anerkennung. So erkämpfte ich mir mit viel Mühe etwa ein bis zwei Stunden Malen pro Woche, am Samstag Abend, nachdem meine Eltern zu Bett gegangen waren. Dabei hatte ich Kopfhörer auf und hörte Schallplatten oder im Radio das "Popmuseum".  Um 11 Uhr war ich so müde, dass ich Pinsel oder Stift freiwillig aus der Hand legte und schlafen ging.

Nach bestandener Matura erfüllte mir meine Großmutter väterlicherseits gegen den Willen meines Vaters meinen Wunsch nach Ölfarben. Nur mit Hilfe eines Buches eignete ich mir die grundlegendste Technik an und malte in den nächsten Jahren einige - wie ich meine - recht gute Bilder, natürlich nach wie vor nach Fotos. Das konnte ich halt am besten, und Versuche Zeichnungen in der freien Natur zu machen, erbrachten klägliche Ergebnisse. Obwohl ich bald nicht mehr auf nächtliche Stunden beschränkt war, empfand ich das Malen allmählich als mühsam und unbefriedigend, und es gelang mir schließlich auch nichts mehr so recht. So verschenkte ich die Restbestände meiner Ölkreiden, die verklebten Tuben der Ölfarben landeten wie auch die Wasserfarben im Müll. Nur die Buntstifte fanden ein Dauerplätzchen im Schrank.

Durch die Psychotherapie 2005/2006 kam allmählich der Wunsch nach der Schaffung eigener Bilder auf. Ich experimentierte mit "richtigen" Aquarellfarben (die nicht alle deckend sind) und begann den Irrgarten zu malen, von dem ein Teil auf der Startseite zu sehen ist. Mein erstes Bild, das ich einfach so drauflosmalte und mich überraschen ließ, was daraus werden wollte. Nun ja, fertig wollte es nicht werden. Dann kam die Idee auf, die Vision vom Berg aus meiner letzten "Therapiestunde" beim Hypnotherapeuten zu malen, ich verbrauchte eine Menge Papier und Farbe und kam schließlich zu dem Schluss, dass Aquarellfarben für meine Vorstellung nicht geeignet sind, oder ich nicht für Aquarellfarben.

Also Ölfarben - dazu musste ich aber erst mal die letzten, meine gesamte Energie verbrauchenden, Arbeitsmonate hinter mich bringen, dann mich wieder an die längst verloren gegangenen Fähigkeiten herantasten und noch ein bisschen dazulernen. Ich wollte gerne einen Kurs zu Hilfe nehmen, konnte aber keinen finden, der mir zusagte und in akzeptabler Nähe stattfand. So probierte ich es ohne - und mit viel Gedanken, die mir  durch den Kopf gingen.

Zum Glück war der "mit leuchtenden Versprechen lockende und gleichzeitig unbesteigbare Berg" kein sonderlich schwieriges Motiv, sodass ich ihn recht bald fertigstellen konnte. Ich malte danach noch ein zweites "Psychobild", und weitere schlummerten in meinem Kopf, doch nicht klar genug um sie in mich befriedigende Bilder umzusetzen. Da hatte ich eher Lust Eindrücke von unseren Reisen nach Schweden zu "verarbeiten" - nach Fotos natürlich. Und da wurde ich wieder schrecklich langsam - nicht nur, weil es genau so sein musste, wie ich es mir vorstellte. Schnelles Malen ging einfach nicht!

Nach dem dritten Schwedenbild wurde deutlich, dass es mit der Ölmalerei so nicht weiter gehen konnte. Ich hatte zwar zum Pinselauswaschen ein Lösungsmittel, das kaum roch (allerdings nach einiger  Zeit doch: etwas faulig), doch für die erste Farbschicht verwendete ich Malmittel 1, das ich nun überhaupt nicht mehr ertrug - ich bekam kaum Luft und die Haut juckte. So versuchte ich es mit Acrylfarbe, nur ein Mal, das reichte um zu merken, dass das nichts ist, womit ich arbeiten kann. Meine Achtung für Maler, die mit Acryl wirklich schöne Bilder (und ich meine damit realistische Landschaften, Menschen etc., nicht was Hingekleckstes) malen können, wuchs ungemein. Für die Untermalung war das Ergebnis o.k., doch ich sehnte mich schnell nach der langsamen Trocknung der Ölfarben und den damit verbundenen Möglichkeiten. Kaum begann ich damit, merkte ich, dass mir nun auch schon geringe Mengen Lösungsmittel in der Luft Probleme machen. Nach dem Schrecken darüber fand ich in einem guten Geschäft doch bald die Lösung: Ein modifiziertes Leinöl, das sich mit Wasser vermischen lässt (mit Lucas Berlin gibt es auch fertige Farben damit). Zunächst schien meine "malerische" Zukunft gesichert .. ..

2011 wurde ich zunächst mit der Diagnose "Grauer Star" (wenn auch nur im Anfangsstadium) erschreckt, dann ging aber bald wegen  Hitze- und Schwächeanfällen gar nichts mehr. Als mögliche Ursache entdeckte ich die Kombination Nitrostress und Radar, wir mussten auch die Fenster mit Abschirmmaterial verhängen, dadurch wurden die Lichtverhältnisse deutlich schlechter, Malen ging nur mehr bei geeignetem Wetter/Licht in der Nähe des einzigen Fensters, das nicht verhängt werden musste (Südseite - im Winter o.k., im Sommer durch Laubbäume verdunkelt). Es gelang mir das Linköping-Bild im Frühling 2012 fast fertigzustellen, ein zweites blieb bei ca. 2/3 stecken. Ende 2012 war ich trotz Abschirmung quasi malunfähig, ich hatte keine Energie und sah auch nicht gut genug. Anfang 2013 besserte sich die Lage so weit, dass ich die Bilder einigermaßen fertigstellen konnte, und seither geht wieder nichts mehr. Das ist wohl das Ende meiner Malgeschichte.

Stand Mai 2013

 

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